FILM IN AKTION

2005 begannen wir, Filme und Aktionen zusammen zu denken. Mit dem Flyer FILM IN AKTION konnten wir Schulen erfolgreich ansprechen und vor allem in Verbindung mit dem von uns entwickelten EINE WELT FILMPREIS NRW aktuelle Filme zur Verfügung stellen. Spannend waren die Filmworkshops an denen wir die Autor:innen beteiligen konnten.

Besondere Aktualität bekam unser Projekt FILM IN AKTION 2014. Geplant war ein mehrwöchiges Projekt in einem Berufskolleg zum Israel/Palästina-Konflikt. Die Lehrerin war in Gaza geboren. Geplant war das Projekt mit dem Autor Robert Krieg und seinem Film „Kinder der Steine – Kinder der Mauer“. Darin wird das Leiden der Palästinenser sehr anschaulich beschrieben. Wir hatten einen israelischen Studenten gefunden, der bereit war, die israelische Seite zu vertreten. In der Klasse herrschte eine starke Ablehnung der israelischen Politik vor. Mitten in diesem sehr heftigen, aber offenen Austausch war das Projekt ein Experiment, dass danke der Bilder und der menschlichen Nähe gelang. Mehr

 

Nahost-Konflikt: „Kinder der Steine – Kinder der Mauer“

Nach Projekten in Wuppertal und Dormagen konnten wir mit dem Film ein besonderes Projekt im kaufmännischen Leo-Statz-Berufskolleg Düsseldorf im Fach Politik durchführen. In dieser Schule haben wir schon zahlreiche Aktionen zu verschiedenen Themen wie Kindersoldaten und Rassismus durchgeführt.
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“Kinder der Steine – Kinder der Mauer”, Dokumentarfilm von Robert Krieg und Monika Nolte, nach einer Idee von Ralf Emmerich, Deutschland, 2010, 87 Min. Musik Michael Götz, Kamera Peter Petrides, Ko-Produktion von WORLD TV und WDR, Förderung Filmstiftung NRW

Die Ausgangssituation

Die Lehrerin stammt aus dem Gazastreifen, wo auch ein großer Teil ihrer Familie lebt. Sie stellt eine große Empathie in ihrer Klasse für die prekäre Situation der Palästinenser*innen fest, zumal ein großer Teil der Schüler*innen aus muslimisch geprägten Ländern stammt. Es gibt bei einigen Schüler*innen einen unausgesprochenen, latenten Antisemitismus.

Die Situation im Gazastreifen drückt ein Wikipedia-Eintrag gut aus:
Die Ermordung dreier israelischer Jugendlicher und der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jungen waren Auslöser für eine erneute Eskalation im Juli 2014. Nach Verhaftungen von Verdächtigen intensivierte sich der Raketenbeschuss auf Israel. Als Antwort startete das israelische Militär die Operation Protective Edge, bei der mit dem Raketenbeschuss in Zusammenhang stehende Ziele in Gaza aus der Luft angegriffen wurden. Später wurde auch eine Bodenoffensive eingeleitet. Insgesamt sind nach Angaben der Hamas bis zum 1. August 2014 über 1400 Palästinenser getötet worden, darunter auch Extremistenführer Hafes Hamad. Die Hamas und andere militante Organisationen feuerten seit Beginn der Operation weit über 1000 Mörsergranaten und Raketen auf das gesamte israelische Staatsgebiet, erstmals erreichten Raketen aus dem Gazastreifen damit auch den Norden Israels. Die israelische Armee bombardierte über 1300 Ziele im Gazastreifen. Am 26. August trat eine unbefristete Waffenruhe in Kraft. Wikipedia

Vier Tage, bevor die Waffenruhe in Kraft trat, war allgemein die Solidarität für die Palästinenser*innen extrem hoch. Es war daher eine Herausforderung, in dieser Zeit mit einem israelischen Experten das Projekt zu starten.

 

Verlauf

22.08.2014 – Kennenlernen und Film Teil 1
Die Situation in der Klasse war in den Tagen des dreiwöchigen Konfliktes im Gazastreifen sehr angespannt. Verwandte der Lehrerin waren unmittelbar betroffen, ihr Schicksal war zu diesem Zeitpunkt ungewiss. Wir stellten das Projekt in seinen Grundzügen vor, wobei die Beteiligung eines israelischen Studenten kritisch gesehen wurde. Wir sahen mit den Schüler*innen zunächst den Film „Kinder der Steine, Kinder der Mauer“ von Robert Krieg. Bild rechts: Filmausschnitt

13.10.2014 – Film Teil 2 mit Robert Krieg
Den letzten Teil des Films „Kinder der Steine – Kinder der Mauer“ konnten wir zusammen mit dem Autor Robert Krieg sehen. Der konnte anschließend die vielen Fragen zum Film, über die dargestellten Menschen und ihre Situation beantworten. Besonders berührte die Jugendlichen die Situation der Menschen in Palästina und ihre Träume, die sie nicht verwirklichen können.Es ging aber auch schon um die ersten Überlegungen zum eigenen Film, den die Jugendlichen zusammen mit dem Filmemacher Robert Krieg drehen wollen.

20.10.2014 – Aufarbeitung des Inhalts
Die Sicht der Jugendlichen wurde durch diesen Film natürlich bestätigt und die Abneigung den Juden gegenüber, war gestiegen. Das bekam Itay Ron zu spüren, unser israelischer Experte. Er lebt zusammen mit palästinensischen Student*innen in einer WG in der Uni Düsseldorf. Wir baten die Jugendlichen, die Medien intensiv zu verfolgen, damit wir die aktuellen Entwicklungen einbeziehen können. Bild rechts: Itay Ron

27.10.2014 – der Nahost-Konflikt
Zusammen mit Itay Ron hinterfragen wir die Feindbildern und untersuchten sie mit drei Arbeitsblättern. Schon beim Arbeitsblatt „Angst“ wurde deutlich, dass beide Konfliktparteien ihre Gründe für die eigene Aggression aus den Bedrohungen der anderen Seite herleiten. Beim Arbeitsblatt „Kräfte“ ging es um die Parteien, Ideologien, Länder und Interessen, die den Konflikt anheizen oder fördern. Im dritten Arbeitsblatt „Konfliktbearbeitung“ fragten wir danach, wer etwas tun könnte zur Beendigung des Konfliktes. Darin war auch gefragt, was wir selbst tun könnten, um nicht immer nur auf die da oben zu schauen.

17.11.2014 – Fragen für die Meinungsumfrage
Das war gar kein leichter Akt. Was wollen wir fragen, wie wollen wir fragen und welche Antworten wollen wir eigentlich? An vielen Stellen musste doch noch einmal diskutiert werden. Aber vielen wurde dadurch klar: Wenn es schon so schwer ist, Fragen zu einem Konflikt zu stellen, wie schwer muss es dann sein, ihn zu lösen? Welche Bilder können in einer Meinungsumfrage verwendet werden und was wollen wir damit ausdrücken. Es wurde deutlich, dass die Jugendlichen viel aufklären wollen. Dafür müssen wir uns eine Form suchen. Uns hat an diesem Tag aber noch etwas bewegt: Itay Ron wird für einige Zeit nach Israel zurückkehren. Es war also sein letzter Workshop. Wir hatten in ihm einen Begleiter, für den es sicherlich nicht immer leicht war, die israelische Haltung zu vertreten. Durch ihn haben die Workshops an Glaubwürdigkeit gewonnen und die Jugendlichen haben sicherlich viel gelernt. Auf dem Foto von links nach rechts: Itay Ron, Jehan Abushihab, Lehrerin und Jugendreferentin von amnesty international und Günter Haverkamp, FRIEDENSBAND.

24.11.2014 – Erste Interviews
Mit viel Energie brachte die Klasse den Fragenkatalog zu Ende. An Jugendliche und Erwachsene geht die Frage, ob sie sich für den Nahost-Konflikt interessieren. Bei den Jugendlichen überwiegt die Neugierde danach, was sie tun würden, auf welcher Seite sie stehen und ob sie eher den Konflikt suchen würden, eher zum Nachgeben neigen oder lieber Verhandeln würden. Aber auch die Kinder wollen die Schüler*innen fragen. Da geht es natürlich eher um ganz persönliche Konfliktfragen im Kleinen. Mit unseren kleinen Kameras machten die Jugendlichen erste Aufnahmen. Robert Krieg hat parallel begonnen in der Klasse zu filmen und die einzelne Schüler bei Interviews zu begleiten. Bild: Erste Interviews in einer Parallelklasse

01.12.2014 – Meinungsumfrage
Robert Krieg hat die ersten, mit unseren Kameras aufgenommenen Umfrageergebnisse zu einem Film zusammengeschnitten. Bei der Präsentation fiel den Jugendlichen in der Klasse selbst kritische Punkte auf. Es bestand aber auch wieder Diskussionsbedarf, weil eine neutrale Befragung nicht ganz einfach ist. Für weitere Interviews gingen die einen in die anderen Klassen, andere befragten Passant*innen auf der Straße.

08.12.2014 – Die Aktion vorbereiten
Robert Krieg hat die bisherigen Interviews zusammengeschnitten und präsentierte sie der Klasse. Da ist schon einiges zusammengekommen. Dann ging es an die Aktionsvorbereitungen. Da die Jugendlichen gerade eine Briefaktion mit amnesty machen, ist in Erwägung gezogen worden, an die Politik Briefe zu schreiben. Schnell waren aber auch Stichworte wie Demo und Flashmob im Raum und da blieben die Jugendlichen dann auch hängen: Sie wollen mit dem Peacezeichen einen Flashmob machen. Wo: Vor dem Landtag und am Burgplatz. Alles muss jetzt erst einmal mit Landtag und Polizei geregelt werden.

15.12.2014 – Vorbereitung der Aktion
Als Ort blieb die Düsseldorfer Altstadt. Dafür wurde nun auf einem großen Laken gesprayt und gemalt. Es entstand das Peacezeichen mit den Flaggen von Israel und Palästina gleichberechtigt nebeneinander. Jugendliche, die zuvor eine deutliche Ablehnung gegenüber Israel gezeigt hatten, malten mit viel Liebe deren Flagge. Wir sind begeistert, wie die Jugendlichen im Projekt mitmachen. Zwischendurch wurde natürlich auch über die letzten Entwicklungen in Nahost diskutiert.

19.12.2014 Die Friedensaktion
Es hat so sehr geregnet und es war stürmisch. In der Innenstadt scheuchten die Lieferwagen ständig die Jugendlichen zur Seite. Aber die SchülerInnen des Leo-Statz-Berufskollegs ließen sich davon nicht beeindrucken. Sie wollten ihre Friedensaktion für Palästina und Israel durchführen.

Die Idee der Jugendlichen: Ein Flashmob, wie ihn in der Türkei gerade berühmt geworden ist. Wortlos sahen sie konzentriert auf das Tuch mit Peacezeichen und Flaggen. Es wirkte. Automatisch blieben Passant*innen stehen und wollten erfahren, worum es geht. Die Jugendlichen gaben gern Auskunft. Mit ihnen zusammen entstand sofort eine Art Bündnis. Bild: Flashmop zusammen mit den “Streitenden” einem Kunstwerk auf der Mittelstraße

Als krönenden Abschluss erstiegen die Jugendlichen das Parkhaus am Karlsplatz und hissten ihr Peacezeichen hoch über der Stadt.

Das war ein gutes Gefühl und alle hatten den Eindruck, dass die Aktion wichtig war und angenommen wurde.
Völlig durchnässt und kalt, aber zufrieden gingen die Jugendlichen in die Weihnachtsferien, denn das war ihre letzte Schulstunde.
Bild: Parkhaus am Karlsplatz Düsseldorf

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